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Reif für die Insel!
Wenn warten auf den Urlaub unser Alltag wird

Schaukel am Strand

Wir alle kennen und wissen es: Routinen geben unserem Alltag Sicherheit und Sinn. Doch oft sind sie auch ermüdend, geben einen monotonen und immer gleichen Rhythmus vor. Es fehlt an Abenteuern, an Zeiten, die Schönheit des Lebens wahrzunehmen und zu genießen. Und schwupps: Wir sind gedanklich auf der Insel, unserer eigenen Parallelwelt, die sich Sommer, Sonne, Strand und Meer ins Gedächtnis ruft. Erinnerungen an den letzten Urlaub, die letzte Auszeit werden geweckt, kitzeln uns aus unserem Alltagstrott und werden zum Sehnsuchtsort des Lebens.

“Mal rauskommen“ aus dem Alltag ist natürlich wundervoll und zumeist inspirierend - doch ich frage mich immer wieder, wie wir unseren Alltag so gestalten und erleben können, dass wir ihn nicht nur erdulden, weil wir bereits wissen, in wie vielen Tagen der Flieger in den nächsten Urlaub abhebt. Manch einer scheint auch nur von Urlaub zu Urlaub zu leben oder auch nur zu überleben.

Mir selbst ist dieses Gefühl eher fremd. Meine Kindheit war nie davon geprägt, jedes Jahr mehrmals in den Urlaub zu fahren, geschweige denn, das große, weite Meer zu sehen. Dies sind alles Erfahrungen und Schätze, die ich als Erwachsene sammeln und erleben darf. Als Kind verbrachte ich viel Zeit mit meiner Familie, streifte mit meinen Geschwistern durch die Natur, genoss Kinderfreundschaften und Bandenfeeling. Wir erlebten Abenteuer, blieben im Sommer lange auf und entdeckten mit allen Sinnen die Natur zu jeder Jahreszeit.

Urlaub im klassischen Sinne habe ich nicht kennengelernt, aber auch nie vermisst, denn mein Leben war mit allem angefüllt, was ich zum Glücklichsein brauchte. Ich hatte Freude daran, meinen Tag zu gestalten. Ich erlebte Freiheit, Kreativität, Spaß, Entdeckerfreude, Naturverbundenheit, Jahreszeiten und vieles mehr. Mein Alltag kam mir damit nicht eintönig oder dröge vor, sondern unglaublich vielfältig.

Als Kind, glaube ich, besitzen wir ganz natürlich die Fähigkeit, das Leben in seiner Ganzheit und Vielfalt wahrnehmen zu können, weil wir noch neugierig sind, alles entdecken und verstehen wollen. Leider geht uns dieser offene und wissbegierige Blick auf das Leben manchmal verloren. Dann wird der Alltag trist, beschwerlich und natürlich sehnen wir uns dann nach der „Insel“, nach Urlaub, angefüllt mit Neuem, Spannung und Action und unbeschwertem Genießen des Augenblicks.

Wenn man einmal Urlaub im klassischen Sinne und dazu freie Wochenenden hochrechnet, kommt man pro Jahr grob und großzügig geschätzt auf 65 Tage – im Vergleich zu den restlichen 300 Tagen, die man dann im Alltagsleben feststeckt, erschreckend wenig, wie ich finde. Es erscheint mir daher viel sinnvoller, die 300 Alltagstage attraktiv zu gestalten und so erleben zu können, dass sie ein Genuss sind, als darauf zu warten, dass die Tage, die für den Urlaub übrigbleiben, endlich eintreffen mögen.

Inhalt eines pastellfarbenen Koffers

Wie ist das möglich?

Ich habe ein paar Ideen zusammengestellt, die deinen Alltag wieder lebendig machen können. Probiere doch mal das ein oder andere aus und vielleicht entdeckst du selbst auch Dinge, die dem normalen Alltagswahnsinn einen neuen Glanz verleihen.

  • Sei nett zu dir selbst: Gönn dir auch im Alltag kleine Freuden, kleine Momente der Auszeit. Nimm dir bewusst Zeit, einen Kaffee oder Tee am Nachmittag zu genießen; sei dankbar für die Zeit, die du hast; halte Ausschau nach etwas Schönem, wenn du aus dem Fenster blickst.

  • Mach einen Tagesausflug...und wenn es nur in die benachbarte Stadt ist. So oft liegen die schönsten Ausflugsziele direkt vor unserer Haustür, selbst im Ruhrgebiet.

  • Mach einen Ausflug in die Natur, entdecke etwas Kulturelles, was für deine Region typisch ist. Im Ruhrgebiet beispielsweise gibt es viele Halden mit tollen Attraktionen. Warst du schon mal beim Tetraeder oder auf der Halde Tiger and Turtles?

  • Erlebe ein Mikroabenteuer! Was das ist? Ein kleines Erlebnis, das sich easy in deinen Alltag integrieren lässt. Ein empfehlenswertes Mikroabenteuer: Kauf dir eine Hängematte und probiere sie beim nächsten Waldspaziergang aus. Damit entfliehst du nicht nur dem Alltagstrott, sondern hast direkt ein neues Utensil für deinen nächsten Urlaub. Empfehlen kann ich übrigens die Hängematte von Monkey Swing; sie ist klein, leicht und mit wenigen Handgriffen befestigt. Mehr Ideen und Anregungen zu Mikroabenteuern findest du auch in diversen Büchern, zum Beispiel in Ausgebüxt von Jana und Patrick Heck.

  • Besuche deine Oma oder deinen Opa, lade sie zu einem Stück Kuchen ins nahegelegene Café ein.

  • Melde dich bei einem Freund, von dem du schon lange nichts mehr gehört hast.

  • Setz dich in die Eisdiele und staune darüber, dass der Eisbecher wieder 50 Cent teurer geworden ist.

  • Führe Smalltalk mit der fremden Person vor dir an der Supermarktkasse.

  • Setz dich mit einem guten Buch oder einer Zeitschrift in ein Café.

  • Kauf dir für den Herbst einen Drachen und warte auf einen stürmischen Tag.

 

Viel Spaß dabei, deinem Alltag neuen Lebensmut zu schenken!

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