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Mutter sein - Zuhause gibt es keinen Applaus!
(Filmzitat aus "Eine Million Minuten")

Mutter und Baby schlafen

Immer wieder werde ich in Gesprächen mit anderen Eltern mit dem Thema Mutter sein konfrontiert und werde das Gefühl nicht los, dass dieses Thema für fast alle Mütter jede Menge Stress mit sich bringt. Doch warum ist das so? Was ist das, was uns Frauen bei dem Gedanken, Mutter zu sein, stresst, bis dahin, dass sich manche Frauen in ihrem Muttersein aufzulösen scheinen?

Wenn ich über das Muttersein nachdenke, dann fällt mir zuallererst ein, dass es Teil meiner Identität ist. Ich bin Frau, Ehefrau, Mutter, Kind meiner Mutter, Schwester, Freundin, Kollegin...da kommt einiges zusammen. Und Muttersein gehört einfach dazu – nicht als Job, sondern als Teil meines Seins.

Mutter sein ist etwas ganz Natürliches und daher gehe ich davon aus, dass ich für das Leben als Mutter auch grundsätzlich mit genügend Kompetenzen ausgestattet bin. Kompetenzen insofern, als dass ich selbst ein Mensch bin und damit genug gesunden Menschenverstand habe, durch den ich einfach weiß, was ein Mensch braucht, auch wenn er so viel kleiner ist als ich. Ich gehe also intuitiv davon aus, dass ich mein Kind bestmöglich versorgen kann und wenn ich einmal nicht weiß, was genau zu tun ist, dann kann ich es auf jeden Fall lernen.

Eltern sind erst einmal, das ist meine Überzeugung, die Experten ihres Kindes, denn sie kennen es am längsten, haben eine ganz natürliche und intuitive Bindung zu ihrem Kind und eine ganz exklusive Beziehung. Darin dürfen Eltern ihre Sicherheit finden. Mütter mit einer positiven und selbstbewussten Einstellung zu sich selbst als Expertin des Kindes haben damit „die halbe Miete“, um sich in ihrem Alltag als Mutter wohlzufühlen. Also: Du darfst dir sicher sein, dass du die beste Mama auf der ganzen Welt für dein Kind bist!

Woher kommt also der ganze Stress?

Ein Faktor ist sicherlich der im modernen Zeitgeist verankerte Umgang mit social media Plattformen. Jedermann, jedefrau hat sie: Instagramm, Tic,Toc und viele mehr. Ich kenne kaum jemanden, der diese Medien nicht bedient oder keinen Account hat. Für die Generation Y und Z ist das völlig normal, sie sind damit aufgewachsen. Aufgewachsen in einer Welt, in der man sich permanent bestmöglich darstellt, freizügig private Inhalte teilt und jede Menge Zeit mit diesen Medien verbringt. Hier werden scheinbare Ideale präsentiert und gehypt, zum Beispiel Bilder perfekter moderner Mütter suggeriert, die als Vergleichsmaßstab das eigene Leben als fade, falsch oder altbacken erscheinen lassen und dann Stress, Frustration, Mobbing… auslösen können.

Aber mal Hand aufs Herz: Die einzige Mutter, die in ihrer Mutterfunktion nicht versagt hat, ist die Mutter von „Conny“ und das scheint daran zu liegen, dass es ein unrealistisches Kinderbuch aus einer scheinbar perfekten Welt ist.

Vergleichen macht einfach keinen Sinn, denn jede von uns Müttern hat eine einzigartige und wunderschöne Identität, geprägt durch unsere Werte, biografischen Erlebnisse und vieles mehr. Sicher hat jede von uns auch Schwachstellen und persönliche Baustellen im Leben. Doch gerade dann, davon bin ich überzeugt, wenn wir unsere Grenzen bejahen und beginnen, daran mit Unterstützung anderer zu arbeiten, wird vieles in der Beziehung zu uns selbst und damit zum Kind einfacher und gesünder.

Was uns krank macht, ist unser Bemühen, dem Maßstab von Muttersein zu entsprechen, den der Mainstream uns vorgibt.

 

Das Deutsche Jugendinstitut hat in einer Studie versucht, herauszufinden, was am meisten den Stress von Müttern verursacht. Erstaunlicherweise war es nicht, wie vermutet, die Doppelbelastung von Job und Familienleben oder finanzielle Sorgen, auch wenn das stark auf den Familien lastet. Die Studie ergab, dass es das traditionelle Rollenbild zu sein scheint, das bis heute in den Köpfen von Müttern existiert und sie permanent stresst. Dieses innere Ideal einer „guten Mutter“ gibt ihnen das Gefühl, nie genug zu sein, treibt sie an, immer mehr zu machen, als sie eh schon tun, und lässt sie trotzdem mit permanent schlechtem Gewissen durch ihren Alltag hetzen. (Vgl. Brigitte)

Es ist also super wichtig, sein eigenes Ideal mal zu überdenken und ehrlich und transparent zu werden: Du bist für dein Kind viel authentischer, wenn du die Dinge aus deiner eigenen Überzeugung tust, die du benennen kannst, statt etwas nur zu tun, weil es momentan alle tun oder du nur meinst, dass es so zu tun wäre.

Ich persönlich entdecke die größte Freude am Muttersein, wenn ich entspannt darin bin und das gelingt mir zumeist dadurch, dass ich weiß, ich kann und werde nicht alles richtig machen. Ja, ich habe schon an einigen Stellen in der Erziehung meiner Kinder derbe verkackt. Und das wird mir wieder passieren, da bin ich mir sehr sicher. Aber hey, das ist ok! „Ich bin doch keine Maschine! Ich bin ein Mensch aus Fleisch und Blut“, wie es so schön in dem Lied von Tim Bendzko heißt. Also darf ich ganz entspannt dazu stehen, darf über manche Fehler herzhaft lachen, weil ich meine Unzulänglichkeiten darin entdecke, darf meine Handlungen kritisch hinterfragen und Freunde, sowie Familie bitten, mir die Dinge zu spiegeln, die ich selbst nicht sehe. So wird mir mein Muttersein nicht zu etwas, was in mir Stress auslöst, sondern eher zu einem Prozess, in dem ich täglich neu mein Bestes gebe, getragen von dem tiefen Bewusstsein, dass man Beziehungen reparieren kann, auch zu meinen Kindern. Wenn mal was „kaputtgeht“ in der Beziehung, weil z.B. die eine Sache immer eskaliert - Geduld ist nicht meine Stärke - dann kann ich mich entschuldigen, mit meinem Kind gemeinsam lernen, geduldig zu sein und die Beziehung reparieren. Und darüber hinaus investiere ich viel, meinem Kind ein soziales Umfeld mit Beziehungen zu ermöglichen, in denen das, was ich vielleicht nie gelernt habe, anders zu machen, durch andere Handlungsmöglichkeiten ergänzt und bereichert wird. Dann wird mein Kind vielleicht bei Oma oder Uroma lernen, wie es sich anfühlt, wenn jemand ganz geduldig zuhört, auch wenn man eine halbe Stunde immer dasselbe erzählt.

 

Was ich euch Müttern da draußen sagen möchte:

Ihr macht den besten und allergroßartigsten Job dieser Welt, denn ihr investiert euch in eure Kinder! Ihr Väter natürlich auch, aber dieser Beitrag geht jetzt erstmal an die Frauen. Und statistisch gesehen sind es in den meisten Haushalten in Deutschland die Frauen und somit die Mütter, welche die meiste Zeit des Tages während der Elternzeit mit dem Kind verbringen. (Vgl. Suhr)

Im neuen Kinofilm „Eine Million Minuten“, den ich nur empfehlen kann, kommt es zu folgendem Zitat: „Zuhause gibt es keinen Applaus.“ Das sagt die Frau zu ihrem Mann, nachdem beide die Rollen der Erwerbstätigkeit getauscht haben und Frau arbeiten geht, während Mann Haushalt schmeißt und Kinder hütet. Ich glaube, viele Mütter erleben genau das: zu wenig Anerkennung dafür, als Mama „nur“ zu Hause „Haushalt“ zu machen und bei den Kindern zu sein, ohne gleichzeitig noch Karriere zu machen oder zumindest einen gutbezahlten Job vorzuweisen.

Deshalb an dieser Stelle von mir für dich:

Applaus für deine Entscheidung, Mama zu sein, zu Hause zu bleiben und in deine Kinder zu investieren! Applaudiere dir bitte auch selbst, denn du machst das großartig! Sei also mutig, als Mama du selbst zu sein und denk dran, du bist viel mehr als nur Mama, du bist du – steh dazu, denn alle anderen gibt es sowieso schon.

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